Susanna Maria von Sandrart (1658 – 1716)

Susanna Maria stammte aus einer begüterten und hoch gebildeten Familie: Ihre Mutter Regina Christina war die Schwester des Astronomen und Kupferstechers Georg Christoph Eimmart, der nach dem Tod seines Bruder Jacob Direktor der Nürnberger Akademie wurde. Ihr Vater Jacob von Sandrart hatte sich als erstes Mitglied der berühmten Familie in Nürnberg niedergelassen. Als er 1662 die Akademie „Auf dem neuen Bau“ (heute Maxplatz 28) mit Elias Goedeler gründete, war Susanna Maria gerade mal vier Jahre alt.

Sie erhielt ihre künstlerische Ausbildung – wie die meisten Künstlerinnen dieser Zeit – bei ihrem Vater. Bis zu ihrer Heirat trug sie zum Unterhalt der Familie bei, indem sie seine Stiche oder Kopien nach Buchillustrationen in Kupfer stach. Ihr Onkel, Joachim von Sandrart, erwähnt lobend in seiner „Teutschen Academie“, dass sie all dies „ohne Versäumnis der Hausgeschäffte“ ausübe, worauf man damals großen Wert legte. Ein Porträt des Malers Leonhard Hirschmann zeigt sie in der Tracht der Nürnberger Patrizier anlässlich ihrer Hochzeit mit Paul Auer unter der Last einer fränkischen Flinderhaube. Ihre beiden aus dieser Ehe hervorgegangenen Kinder sowie ihr Gatte starben nach vier Ehejahren. Dies ermöglichte ihr die Fortsetzung ihrer künstlerischen Tätigkeit im Team der Grafiker um Joachim von Sandrart, wo sie die einzige Frau unter 16 Mitarbeitern war.

Ihre Arbeiten sind überwiegend Kopien. Es gibt nur wenige Handzeichnungen privater Art, z.B. eine Lampenanzünderin nach Antonio Tempesta, die „Lesende“, die in die Bücher blickt, während im linken Bildwinkel ein Tiger durch den Blick in einen Spiegel gebannt wird, oder die kämpferisch-streitlustige „Amazone“ (s. Abb.) nach Vorlagen des französischen Kupferstechers Nicolas Bonnart gibt gewisse Einblicke auf das Bewusstsein der Künstlerin in ihrer „Rolle als Frau“. Die Vorlagen ihrer Stiche fand sie in der Bibliothek ihres Onkels Joachim von Sandrart.

Maria Susannas letzte Arbeit vor ihrem Tod am 1716 erschien im Verlag ihres Mannes Moritz Endter: Es zeigt einen Engel neben einem Gerippe und war die Illustration für ein „Trostbuch für Kranke und Sterbende“. Nahezu blind wünschte sie sich bereits mit 58 Jahren ihr Ende herbei… Mit einem Kompendium aller ihrer Arbeiten (in der Bibl. des GNM) sowie der opulenten Rahmung und Beschriftung ihres Porträts im Fembohaus  würdigte Moritz Endter die Lebensleistung dieser außergewöhnlichen Frau.