Leo Smigay (1900-1970)

1900 in Choyno (Polen) geboren, gelangte Leo Smigay als Kind mit seinen Eltern ins Ruhrgebiet, wo er 1923 auf Seiten der Kommunisten am Kapp-Putsch teilnahm. Er floh nach Paris, wo er u.a. an der Academie Julian studierte, von dort aus floh er nach Marseille und in den Nahen Osten. Seine abenteuerliche Reise soll ihn nach eigenen Aussagen bis in die Mongolei geführte haben. 1928 ließ er sich in Nürnberg nieder, wo er seine geschnitzten Skulpturen in einem Ladenatelier am Hans-Sachs-Platz anbot. Bereits 1933 wurde er in Dachau inhaftiert, wieder frei gelassen. Bei Kriegsbeginn im September 1939 erfolgte eine weitere Verhaftung wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ (ein Nachbar hatte ihn bei der Gestapo denunziert). 1940 entlassen, wurde kurz danach zum Kriegsdienst eingezogen.

Smigay war 1946 der Initiator der noch heute bestehenden Nürnberger Künstlergruppe „Der Kreis“. An seinem 46. Geburtstag, am 3. Juli 1946 wurde die Gruppe begründet. Dass er heute nahezu vergessen ist, zeigt die Schnelllebigkeit unserer Kunst. Er ist ein Vertreter der klassischen Moderne und bemühte ich, nach dem Krieg künstlerischen Anschluss an internationale Richtungen zu finden. Aus Kriegsabfall (Kartuschen von Granaten) fertigte er zunächst Vasen und Krüge. Sein Stil war anfangs von asiatischer und ägyptischer, später auch  afrikanischer Kunst inspiriert. Nach 1945 fand er gewisse Anerkennung in Nürnberg, u.a. auch aufgrund seines politischen Engagements im Nürnberger Stadtrat.

Sein künstlerisches Werk befindet sich heute überwiegend in Privatbesitz oder ist nicht mehr auffindbar, wodurch sich gerade in diesem Fall die „Verschollene Generation“ bestätigt. Wenige seiner Werke aus städtischem Besitz wurden im Sommer 2021 in der „Kunstvillla“ Nürnberg ausgestellt. WICHTIGER HINWEIS: Die bislang umfassendste Darstellung von Leo Smigays Leben und Werk befindet sich in meiner Studie: „Die verhinderte Moderne. Nürnberger Künstler der ‚Verschollenen Generation'“, Dettelbach 2013. (98,00 €). Nur noch wenige Exemplare! Bestellbar unter birgit.rauschert@mnet-mail.de.

Verschollene Werke

moench

Lauschender/Mönch, 1930er Jahre (verschollen)

singender

Lauschende/Singende (verschollen)

weiblicher-akt 

Akt, um 1945 (verschollen)