Die Thematik meiner Dissertation beschritt 2o1o ein damals noch unbearbeitetes Feld: die Aufarbeitung der verfemten Kunst in Nürnberg. Das Terrain ist noch immer ein „Minenfeld“. Der Umgang mit den weitgehend in den Depots und Archiven liegenden Hinterlassenschaften dieser Zeit ist nach wie vor umstritten. Die Frage lautet: Wegsperren oder ausstellen? Die Antwort muss heißen: AUFARBEITEN UND AUFKLÄREN!
Vor allem die NS-belasteten Künstler verhinderten nach 1945 jedoch aus guten Gründen die Aufklärung der Kunst jener Epoche. Keineswegs alle Künstler und Künstlerinnen waren nämlich „gleichgeschaltet“ wie man vielleicht annehmen möchte. Die Mitgliedschaft in der „Reichskammer der Bildenden Künste“ war obligatorisch und sagt „an sich“ noch nichts darüber aus, ob der Künstler/die Künstlerin dem NS zugetan war. Viele Kreative wagten es auch unter Observation des NS-Staates expressionistisch, abstrakt oder neusachlich zu arbeiten. Viele von ihnen erhielten Ausstellungsverbote. Trotz ihrer Ferne zum „System“ wurden die meisten von ihnen 1940 ins Militär einberufen. Nach 1945 aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, wurden sie weder für erlittenes Unrecht entschädigt noch rehabilitiert. Statt dessen begann für sie unter den Maximen freien Marktes ein neuer Kampf ums Überleben…
Namen und Biografien sowohl der „verfemten“ wie „angepassten“ Künster und Künstlerinnen sollen in dieser Datenbank vorgestellt, gesammelt und kontinuierlich ergänzt werden. Neben denjenigen, die von Ausstellungsverboten betroffen waren (Felix Müller/Eitel Klein/Leo Smigay u.v.a.) gab es eine ganze Reihe weiterer Künstler, die einen Kurs zwischen Anpassung und Widerstand versuchten. Erst heute gibt es im Zuge der Aufarbeitung der NS-Kunst weitere wissenschaftliche Studien und Ausstellungen zu diesem Thema.