OSTERBRUNNENFAHRT DURCH DIE FRÄNKISCHE SCHWEIZ

Einführung

Neben bunten Brunnen und einer erwachenden Natur suchen wir – nein! Keine Ostereier…, sondern verborgene Kunstschätze, die in Franken wie in keiner anderen Kulturlandschaft Deutschlands in reicher Zahl vorhanden sind. Diese zu erleben, kann ein beglückendes „Kunsterlebnis“ sein, sodass Sie nach einer Tagestour gestärkt und erfüllt in den Alltag zurückkehren können. Somit sollen in dieser Reise in die Vergangenheit vor allem die Kunst und Geschichte Frankens im Mittelpunkt stehen. Der Kunstgenuss kann beliebig mit Hilfe mitgebrachter Kulinarik, Vogelgezwitscher und dem erfreulichen Anblick grünender Wiesen und sprießender Blumen erweitert werden…

Der Winter ließ die Brunnen vereisen, doch nun fließen die Bäche wieder. Viele Bräuche gab es einst um die Quellen, die als heilige Orte verehrt wurden. Einige davon will ich hier vorstellen:

Das Osterfest ist die Feier der Wiederauferstehung Jesu, doch unter der christlichen Lehre verbergen sich heidnische Wurzeln. Der Ritus um das „heilige“ Quellwasser, das in der Osternacht besondere Wirkungen entfalten soll, ist sehr viel älter als das Christentum, das oftmals die „Heiden“ missionierte, indem es vorchristliche Bräuche übernahm. Heidnische Bräuche im christlichen Gewand stecken auch in der Bemalung von Ostereiern. Ursprünglich wurde die germanische Gottheit „Ostera“ auf diese Weise verehrt. Bis heute gilt die Osternacht als traditioneller Zeitpunkt der Taufe. Dass zahlreiche Kirchen auf Quellen, d.h. vorchristlichen Kultorten, errichtet wurden, lässt sich heute noch belegen: In der Krypta des Bamberger Doms findet sich beispielsweise ein Brunnen, an dem auch heute noch Taufen in der Osternacht stattfinden. Somit gilt die Osternacht als wichtigste Nacht des Kirchenjahres.

Zu den Bräuchen ums „heilige“ Wasser gehört z.B. das in der Osternacht geweihte Wasser auf Äcker und Vieh zu sprengen. Der nach wie vor lebendige Ritus, sich am Eingang einer katholischen Kirche mit einem Tropfen Weihwasser zu benetzen, ist darauf zurückzuführen. Den Menschen der Frühzeit war die Kostbarkeit des Wassers offenbar viel stärker bewusst als uns heute, da wir in (anscheinend) unendlichem Maße über Wasservorräte verfügen. Praktische Bedeutung hatte der Ritus am Ostersamstag, die Brunnen zu reinigen. Dabei mussten die Jungen sich um die Säuberung kümmern, die Mädchen um das Schmücken.

Da die Gebiete zwischen Bayreuth und Bamberg überaus trocken waren, bürgerte sich hier der Brauch ein, die Brunnen zum Osterfest zu schmücken. Urkundlich belegt ist der Osterbrunnenschmuck ab 1767, als in einem Zeitungsbericht davon erstmals die Rede ist. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts taucht er später wieder auf. Auch in den 1950er Jahren war das Brauchtum um die Brunnen nahezu vergessen, was zur Folge hatte, dass nur 28 Brunnen in 16 Orten geschmückt wurden. Die Wiederbelebung des Brauchtums erfolgte durch den Erlangen Kunsthistoriker Prof. Eduard Rühl und Dr. Helmuth Kunstmann. Seit den 1980er Jahren breitete sich das Schmücken der Brunnen erneut und geradezu explosionsartig aus, sodass es schließlich die Grenzen der Fränkischen Schweiz überschritt. Grundsätzlich gilt bis heute: Der bunte Schmuck bringt die Freude zum Ausdruck, dass der Winter endlich vorbei ist!

Dies zur Einführung, die einstimmen soll auf eine „Tour zur Natur“, die Sie sowohl im Geiste (virtuell) als auch per Auto (spirituell) nacherleben können: Ausgangspunkt ist Heroldsberg, das von Nürnberg aus leicht erreichbar ist. Die Strecke kann in genauer Reihenfolge, aber auch mit Variationen nachgefahren werden. Wie streng die Coronaregeln eingehalten werden, ist jedem selbstverantwortlich überlassen. Ein Picknickkorb mit Proviant sind praktische Begleiter, die Sie von (geschlossenen) Gasthäusern unabhängig machen.

Grundsätzlich sei noch erwähnt, das neben den Brunnen, von denen dieses Jahr nicht mehr so viele geschmückt sein sollen (Corona!), in der Rundreise vor allem die Kunstwerke jener Region im Mittelpunkt stehen sollen. Es ist ein reicher Teppich „Fränkischer Kostbarkeiten“, die nur eine Gemeinsamkeit darin besitzen, indem sie weitgehend unbekannt sind.

  1. Station: Heroldsberg und seine Schlösser
  2. Station: Dorfkirche Kalchreuth
  3. Station: Großgeschaidt
  4. Station: „Mariä Verkündigung“ in Dormitz
  5. Station: „Teufelsbrunnen“ und „Hl. Grabkapelle“ in Neunkirchen am Brand
  6. Station: Filialkirche „Johannes der Täufer“ Großenbuch
  7. Station: Ermreuth
  8. Station: Walkersbrunn
  9. Station: Thuisbrunn
  10. Station: Egloffsteinhüll
  11. Station: Burg Egloffstein
  12. Station: Mostviel
  13. Station: Bieberbach (entfällt dieses Jahr wg. Corona)
  14. Station: Leutenbach
  15. Station: Kirchehrenbach
  16. Station: Pretzfeld
  17. Station: Marienbrunnen & -kapelle Ebermannstadt
  18. Station: Teuchatz
  19. Station: Heiligenstadt
  20. Station: Wiesentquelle bei Steinsfeld
  21. Station: Marienbrunnen & -kirche in Hollfeld
  22. Station: Pottenstein
  23. Station: Gössweinstein
  24. Station: Bronn
  25. Station: Hiltpoltstein
  26. Station: Weißenohe
  27. Station: Forth
  28. Rückkehr über Heroldsberg nach Nürnberg

HEROLDSBERG UND SEINE SCHLÖSSER

Einer der ältesten Brunnen Heroldsbergs befindet sich in der Nähe des „Weißen Schlosses“

Ausgangspunkt unserer Fahrt ins GRÜNE ist der Marktflecken mit seinen vier Schlössern der Nürnberger Patrizierfamilie von Geuder: Grün, rot, weiß und gelb sind die Farben der Fensterläden, die den Bauten den Namen verliehen. Das „Weiße Schloss“ neben der Kirche auf dem (Herolds-)Berg beherbergt seit wenigen Jahren ein Museum, das dem Maler Fritz Griebel sowie der Ortsgeschichte gewidmet ist. Ganz in der Nähe befindet sich im sog. „Oberen Dorf“ ein mittelalterlicher Ziehbrunnen, der alljährlich liebevoll geschmückt ist. Im noch heute im Familienbesitz befindlichen „Roten Schloss“ besuchte Albrecht Dürer im Jahre 1510 seinen Freund, den Nürnberger Losunger Martin Geuder, und zeichnete bei dieser Gelegenheit das erste Bildnis der Dorfsilhouette. – Fürwahr, ein geschichtsträchtiger Ort!

KALCHREUTHER DORFKIRCHE & SCHLOSS

Der ursprünglich Maria geweihten Kirche gab man in evangelischer Zeit den Namen des Apostels Andreas. Das Patronat lag bei der in Großgründlich beheimateten Patrizierfamilie von Haller, denen auch das neben der Kirche gelegene Schloss gehörte. Hier soll Dürer seine „Ansicht des Schwabachtals“ gemalt haben – eines der frühesten Aquarelle der Kunstgeschichte! Dieses und eine weiteres Aquarell mit einer Dorfansicht haben Kalchreuth weltberühmt werden lassen. Das Schloss mit Gaststätte war früher ein beliebtes Ausflugsziel für die Bevölkerung Nürnbergs. Heute liegt es im „Dornröschenschlaf“. Der 1149 errichtete Hauptbau wurde 1560 durch einen Südflügel erweiter. Deutlich sichtbar sind nach wie vor die Wehrmauer sowie ein (heute trockener) Wassergraben, die vielleicht von einem Wasserschloss als Vorgängerbau stammen. Weitere Anbauten erfolgten nach dem 30jährigen Krieg. Auffallend sind die sog. „Wetzrillen“ am Eingang, über deren Entstehung nach wie vor diskutiert wird. Bis heute befindet sich das architektonische Juwel im Besitz derer von Haller.

Das Dorf wurde 1342 durch Kauf vom Nürnberger Burggrafen erworben. Neben der gotischen Architektur (Netzrippengewölbe 1494), die im 18. Jahrhundert mit einem „welschen“ Turm erweitert wurde, besitzt das Kirchlein ein Sakramentshaus (1498), das neben dem irischen Missionar und Bischof St. Kilian auch den Pestheiligen St. Rochus zeigt. Während der Pestepidemien, die Nürnberg häufig heimsuchten, flohen die Patrizier gerne auf ihre im Nürnberger Land gelegenen Herrenhäuser, um vor der Ansteckungsgefahr geschützt zu sein.

TONAPOSTEL

In der Kirche befinden sich die berühmten „Tonapostel“, die vermutlich in einer Werkstatt in Nürnberg hergestellt wurden. Sie wurden im frühen 15. Jahrhundert gefertigt und waren so beliebt, dass sie in zahlreiche Orte exportiert wurden. Einige sehr schöne Exemplare befinden sich auch im Germanischen Nationalmuseum oder in der Kirche St. Jakob in Nürnberg.

Der Stil dieser Tonfiguren wird als „weich“ bezeichnet, was dem Material, einem Gemisch aus Leim, Gips und Ton geschuldet ist, der in seiner Grundsubstanz grau war. Eine farbige Fassung nach dem Modellier- und Brennvorgang war obligatorisch. Die Skulpturen sind innen hohl, um Risse beim Brennen zu vermeiden. Nach dem Modellieren wurden sie zunächst getrocknet, danach bei ca. 800° C gebrannt. Ähnlich wie die damals aus Leder gefertigen Kleinplastiken wurde der Corpus nicht von Keramikern, sondern von gelernten Bildhauern geformt. Man benutzte kleine Modelle als Vorbilder, die man immer wieder variierte. Dies erklärt, dass sich Gesichter, Gesten und Gewandbildungen oftmals ähneln. Es handelte sich somit bereits um Manufakturen, die in so großer Stückzahl produzierten, dass die Waren exportiert werden konnten. Der“Trend“ zu Tonskulpturen hielt jedoch nur wenige Jahre lang an, denn der Zeitgeist änderte sich und die Kunden bevorzugten realistischere Darstellungen.

Leider ist der ursprüngliche Standort der Tonapostel unbekannt. Man vermutet, dass sie nebeneinander aufgereiht auf einem Lettner standen, einem meist aus Holz gefertigten Gitter, das Chor und Kirchenschiff von einander trennte. Insgesamt 14 Skulpturen standen somit in einer langen Reihe neben einander: Christus, Johannes sowie die 12 Apostel. Die Annahme wird gestützt von der außergewöhnlichen Tatsache, dass die Figuren rundplastisch gefertigt waren und somit auch von der Rückseite betrachtet werden konnten.

Ton ist als Bauplastik vor allem in steinarmen Gebieten wie Mecklenburg und Norddeutschland verbreitet (z.B. Jungfrauen am Neuen Tor in Neubrandenburg). Eine Blüte der Freiplastik aus Ton ist in Süddeutschland nur von 1410 bis 1430 zu bemerken. Der sog. „Weiche Stil“ findet sich auch am Mittelrhein. Die Besonderheit der Tonapostel in Kalchreuth besteht darin, dass der Zyklus noch immer vollständig erhalten ist. Hubert Wilms (Gotische Tonplastik in Deutschland, 1929) vermutet einen niederbayerischen Meister, da ein ähnlicher Apostelkopf in Landshut vorhanden sei. Doch wer sagt, dass der Künstler des Landshuter Kopfes nicht aus Nürnberg stammte? – Bis heute sind viele Fragen noch ungeklärt…

Die Kalchreuther Werke wurden vor einigen Jahrzehnten restauriert. Eike Oellermann, Spezialist für mittelalterliche Kunst, erklärte die Herkunft der Figuren (Provenienz) mit der Notiz, die im Zusammenhang mit den Tonaposteln von St. Jakob gefunden wurde. Darin heißt es, die Figuren seien aus „aus einer alten Klosterkirche“. Der Restaurator entfernte den Anstrich des 19. Jahrhunderts. Neben den Aposteln ist der Altar bemerkenswert, der einer der ältesten im Alt-Nürnberger Land sein soll und vermutlich in der Werkstatt von Dürers Lehrmeister, Michael Wolgemuth, sodass eine Mitwirkung Dürers auch an dieser Stelle nicht ausgeschlossen ist. Es lohnt sich also immer wieder, der Dorfkirche einen Besuch abzustatten! (Falls der Eingang verschlossen sein sollte, müssen Sie den Schlüssel im ev. Pfarramt holen.)

GROSSGESCHAIDT – OSTERBRUNNEN

Das kaum beachtete Dorf besitzt einen mit einem bemalten Straußenei geschmückten, durchaus bemerkenswerten Osterbrunnen! In früheren Jahren war dieses Riesenei mit einer kleinen Kasse daneben versehen, – ein Hinweis auf die Tatsache, dass wir uns in der heutigen Zeit befinden. Die Besucher konnten auf diese Weise durch einen Obolus die Veranstalter des Ortes entlohnen, – womit die „Großgeschaidter“ ihrem Namen alle Ehre machten…

DORMITZ – „MARIÄ VERKÜNDIGUNG“

Das nadelspitze Turm-Gebilde ist uns bereits begegnet: Das Aquarell Dürers zeigt nämlich die Kirche von Dormitz mit ihrer markanten Silhouette, die dem ebenfalls sehr spitzen Türmen der Nürnberger Sebalduskirche nachempfunden ist. Tatsächlich war dies noch Nürnberger Territorium. Heute markiert Dormitz die Grenze zwischen Ober- und Mittelfranken.

Das Kirchlein entstand um 1400, das Langhaus wurde erweitert (um 1490/1500), der Stuck im Inneren (1723/24) ist ein Werk des Bamberger Künstlers Johann Jakob Vogel, der stets mit einem kleinen Vögelchen zu „signieren“ pflegte. Ebenfalls Bamberger Herkunft war der Maler der Deckengemälde, Georg Sebastian Urlaub. Die Glasgemälde wiederum sind Nürnberger Herkunft und wurden in der Werkstatt Veit Hirschvogels hergestellt. Schließlich die Figur der Anna Selbdritt: evtl. ein Werk aus dem Umkreis des Würzburger Meisters Riemenschneider! Die Reihe merkenswerte Ausstattungsobjekte ließe sich fortsetzen… so z.B. ein Gemälde aus dem Umkreis des Dürers-Schülers Wolf Traut, eine Marienstatue (1450/60), ein Vesperbild ((1420/20) sowie eine Figur des Hl. Johannes (um 1500). – Insgesamt beherbergt die Landkirche eine erstaunliche Reihe „verborgener Schätzen“, für die Franken berühmt ist.

AUGUSTINUSKAPELLE UND HL.-GRABKAPELLE NEUNKIRCHEN AM BRAND

Das so genannte „Tor zur Fränkischen Schweiz“ wird Neunkirchen am Brand genannt, denn von hier aus geht es einen steilen Berghang hinaus ins „Gebürg“. Früher war der Marktflecken ein beliebtes Ausflugsziel Erlanger Studenten, da eine Regionalbahn („Seekuh“, abgeleitet von „Sekundärbahn“) von Erlangen aus dorthin führte: Ausgangspunkt schöner Wanderziele.

Der Kirchturm der Michaelskirche in Neunkirchen markiert die ehemalige Klosteranlage der Augustinerchorherren

Das Dorf selbst besitzt noch drei von insgesamt vier Stadttoren sowie Teile einer mittelalterlichen Stadtmauer. Begründet wurde er durch ein ehem. Augustinerchorherrenstift mit der Hauptkirche St. Michael, gegründet 1314 von dem Bamberger Kanoniker Leupoldus von Hirschberg. Die Kirchenschätze des Klosters, das sogar ein eigenes Scriptorium besaß, sind jedoch weitgehend unter Verschluss. Da man Privatvermögen erlaubte und im Kloster jeder Mönche eine Einzelzelle bewohnen durfte, zogen sich Nürnberger Kaufleute hier gerne im Alter zurück. Auf ihren Einfluss geht das Recht des Klosters zurück, „auf ewigen Zeiten“ Holz aus den Nürnberger Reichswäldern zu schlagen. Als ersten süddeutsches Kloster wurde hier die sog. „Raudnitzer Reform“ eingeführt. Bischof Lambert von Brünn aus dem benachbarten Forchheim war es, der vermutlich dafür sorgte, dass die dem Kirchenvater Augustinus gewidmete Kapelle wunderbare Fresken erhielt. Unbedingt sehenswert!!!

Im Nachbarort Hetzles haben sich uralte Bräuche erhalten, so das Marienliedersingen der Mädchen in der Osternacht. Auch kann man hier und da noch Bäuerinnen in Tracht sehen, was sonst etwas aus der Mode gekommen ist. Er örtliche Heimat- und Trachtenverein pflegt auch diese Tradition im heute stillgelegten ehem. Bahnhof. In der Zehntscheune das Felix-Müller-Museum ehrt den bedeutendsten Künstler der Region. Ungewöhnlich ist auch der so genannte „Teufelsbrunnen“ neben dem Rathaus mit einer Figur, die dem streng katholischen Ort eine diabolische Note verleiht. Der Brunnen wird alljährlich zur Osterzeit geschmückt.

Sehenswert ist auch die „rutschende Kapelle“ am Hang, die an das Hl. Grab erinnert. Der große Baum und die Lage außerhalb der Stadtmauern erinnern daran, dass die unehrenhaft Verstorbenen wahrscheinlich an dieser Stelle „extra muros“ bestattet wurden. Die Architektur stammt von Giovanni Bonalino (1624-28) und wurde unter hohem Aufwand vor einigen Jahren statisch gesichert, denn der „Lama“ genannte Berg hatte einen instabilen Untergrund.

GROSSENBUCH – ST. JOHANNES D. TÄUFER

Die Rückseite des Friedhofskreuzes von Großenbuch mit einem „Friedensengel“, der auf der Weltkugel steht, auf der die Länder Europas und die in den beiden Weltkriegen Gefallenen aus Großenbuch zeigt

Die Filialkirche von Neunkirchen am Brand ist erst 1943 geweiht und somit eine der wenigen Bauten, die während des Zweiten Weltkrieges errichtet wurden. Ihr Erbauer war der Großenbucher Architekt Ritter von Hofmann, der in München reüssierte und als einer der wichtigsten Baumeister des Jugendstils gilt. Im Inneren der Kirche ist eine gute Replik der „Stuppacher Madonna“, die man nicht verpassen darf: Eine Ikone der deutschen Renaissancemalerei, deren Original von Matthias Grünewald heute noch in Stuppach bei Bad Mergentheim eine hohe Besucherzahl anzieht. Darüber hinaus sind neben dem Architekten von Hoffmann der Maler und Bildhauer Felix Müller (1904-1997) auf dem Friedhof begraben. Dieser ist aufgrund des ca. 4 m hohen Friedhofskreuzes sowie zahlreicher von diesem gestalteter Grabmale ebenfalls ein „Heiliger Ort“ im Sinne des italienischen „Camposanto“.

Der weite Blick über die Hochebene führt zurück nach Kalchreuth, dessen Silhouette am Horizont zu erkennen ist. Freunde des Expressionisten Felix Müller (https://kunst-agenda-rauschert.de/gutachten/felix-mueller-leben-und-werk) finden hier auch dessen eigenes Grab mit dem väterlichen Grabstein von 1927 im hochexpressionistischen Stil sowie zahlreichen weiteren Epitaphien. Im Inneren der Kirche ist ein passionaler Kreuzweg, der an Müllers eigene Gefangenschaft in Frankreich sowie an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert.

ERMREUTH – SCHLOSS & SYNAGOGE

Das „Einsingen“ des Ostersonntags erfolgte in der Nacht zuvor. Auch in Ermreuth soll dieser Brauch von Karsamstag auf Sonntag noch gepflegt werden. Auch holt man nachts das so genannte „Osterwasser“, bei dem junge Mädchen das Wasser holen und bei vollkommenem Schweigen nach Hause tragen sollten. Zuvor aber war das Reinigen der Brunnen und Quellen sowie deren Schmuck eine ebenfalls von diesen Mädchen erwartete Aufgabe, die traditionell am Karsamstag erfolgte. Auch hier ging man nachts im Dorf umher und sang Marienlieder.

Ob heute noch die jungen Männer, wie es heißt, zwischen Ostersonntag und -montag vor dem Schlafzimmerfenster ihrer Angebeteten singen, ist zweifelhaft. Überliefert ist jedoch der Text: „Oh du loiha Schöna, schenk mir ner d Osterei!“ Woraufhin den Männern anschließend Eier verehrt wurden… Die Bevölkerung belebte seit 1979 das Osterbrunnen-Schmückens wieder: 2000-3000 Eier benötigt man zu diesem Zweck. Oft werden diese von Beginn der Weihnachtszeit an gesammelt, auf den Betonbrunnen geklebt und erst anschließend bemalt.

Das am Marktplatz liegende Schloss Ermreuth ist seit vielen Jahren von der berüchtigten „Wehrsportgruppe Hoffmann“ besetzt

Insgesamt drei Brunnen besitzt der auf der Höhe liegende Ort, in dessen Tal wasserreiche Flussläufe zu finden sind. Der Brunnen neben der ehem. jüdischen Synagoge erinnert an das jüdische Leben, das hier einge große Gemeinde besaß, von der auch der Friedhof zeugt, der außerhalb des Dorfes an einem Hang liegt und nach Anmeldung besichtigt werden kann.

Neben dem evangelischen Pfarrhaus, das nach den Plänen des Lehrers von Balthasar Neumann, Johann David Steingruber, errichtet wurde, befindet sich in der Gemeinde auch eine jüdische Synagoge. Hier finden während des Jahres Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Die einstmals große jüdische Gemeinde errichtete ein stattliches Gotteshaus aus Sandstein, das trotz aller Tragödien des 20. Jahrhunderts die Zeitläufte überstand. Geöffnet nur nach Voranmeldung oder zu den Veranstaltungen!

WALKERSBRUNN

Der Anstieg zieht sich steil in die Höhe gen Kasberg mit seiner 1000-jährigen Linde. Für „Osterbrunnenfreunde“ ist ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Gusseisenbrunnen an der Straße nach Walkersbrunn zu entdecken, der ebenfalls alljährlich mit Eiern geschmückt ist. Hier findet sich ein Rastplatz mit „bella-vista“-Blick in die Fränkische Schweiz, sehr geeignet für ein Picknick. Von hier aus gut sichtbar ist die Pfarrkirche „Zu den Gräbern“ (1717), die zum Amt Gräfenberg gehört. Nach dem Dorf, das wir durchqueren, erreichen wir das auf dem Hochplateau errichtete Windrad ist mittlerweile ein Treffpunkt für Wanderfreunde.

KASBERG

Nach einer Legende soll Napoleon mit seinen Truppen durch den Torbogen der 1000jährigen Linde geritten sein

Der Anstieg zieht sich steil in die Höhe gen Kasberg mit seiner 1000-jährigen Linde. Für „Osterbrunnenfreunde“ ist ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Gusseisenbrunnen an der Straße nach Walkersbrunn zu entdecken, der ebenfalls alljährlich mit Eiern geschmückt ist. Hier findet sich ein Rastplatz mit „bella-vista“-Blick in die Fränkische Schweiz, sehr geeignet für ein Picnick. Am Hang sichtbar wird die Pfarrkirche „Zu den Gräbern“ (1717), die zum Amt Gräfenberg gehört.

Das auf dem Hochplateau errichtete Windrad ist mittlerweile ein Treffpunkt für Wanderfreunde, die von hier aus die Hochebene erkunden. Einen weiteren Stopp legt man (oder Frau) in der Töpferei Kunzmann ein, das Café mit Töpferei in Neusles.

THUISBRUNN

Das Bauerndorf besitzt eine Burgruine, neben der die Pfarrkirche St. Jakobus zu nennen ist, die einst als Schlosskapelle diente. Der heutige Bau ist aus dem 19. Jahrhundert, doch die Vorläufer gehen bis zum Jahre 1007 zurück, als sie in einer Urkunde des Kaiser Heinrich II. bereits genannt wurde. Sogar steinzeitliche Funde sind nachweisbar. Die im 14. Jahrhundert in Kämpfen gegen die Burggrafen von Nürnberg zerstörte Anlage wurde im 2. Markgrafenkrieg ein weiteres mal getroffen. Berühmt ist nicht nur der Osterbrunnen, sondern auch die Kleinst-Brauerei Seitz, deren Biergarten an (coronafreien) Wochenenden von Menschen überlaufen ist.

EGLOFFSTEINERHÜLL

Der Zusatz „hüll“ bezeichnet ein Wasserloch, das in der wasserarmen Gegend des Juras mit seinem Kalkstein-Gebirge lebensnotwendig war. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg baute man Wasserleitungen, um dem Notstand Abhilfe zu verschaffen. Die Dörfer waren dann nicht mehr auf die Hüll angewiesen. Der Dorfteich ist heute mehr ein Reservoir für Feuerwehreinsätze. Zuvor war der Gebrauch jenes angesammelten Oberflächenwassers für Mensch und Tier mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden. Die Landwirtschaft wird noch immer in dieser Region betrieben, nach den Flurbereinigungen der Nachkriegsjahre vor allem mit dem Einsatz von Dünger und Chemikalien. Selbstverständlich ist auch der Einsatz von Maschinen.

BURG EGLOFFSTEIN

Die Burg Egloffstein thront hoch über dem Trubachtal
Zu Füßen der Burg wird die Quelle der Trubach mit Osterschmuck versehen

Die Burg des Egiloff thront seit Jahrhunderten über dem Trubachtal. Die Nachfahren des ruhmreichen Geschlechts wohnen bis heute in dem trutzigen Gemäuer. Die meisten Bauten wurden erst nach dem 30jährigen Krieg errichtet. Das Wappentier der Egloffsteiner ist bis heute der Bär, der dem Besucher im Wappen am Eingangstor empfängt. Hier steht auch das Amts- oder „Witwenhaus“ (1775) an Stelle eines ehem. „inneren Tores“. Die Burgkapelle ist von einem der bedeutendsten Architekten Frankens, Johann David Steingruber (1750-52). Die Burg liegt ungewöhnlich bizarr auf einem senkrecht sich erhebenden Felsen. Das „Kematlein“ (1482) ist der älteste Bauteil. – Möglicherweise war es das Zimmer der Gräfin Julie von und zu Egloffstein, die eine der von Goethe hoch verehrten Damen am Weimarer Hof war. 1816-19 weilte sie dort bei ihrer Tante. Der Geheimrat bewunderte sie ebenso wie ihre Gemälde. Drei Ginkobäume im Burggarten sind ihrem Andenken gewidmet, – ein Hinweis, dass sie der Dichter sehr schätzte und sogat drei seiner Gedichte in ihr Poesiealbum schrieb. Die Besitzer der Stammburg, Baron Albrecht von und zu Egloffstein und seine Gemahlin, leben nach wie vor in dem Denkmal, das 1358 erstmals erwähnt wird. 1392 wurde die Burg durch den böhmischen König Wenzel völlig zerstört, ein weiteres Mal im 1. Markgrafenkrieg 1450. Auch der Bauernkrieg 1525 hinterließ seine Spuren. Schließlich kam die Belagerung durch schwedische Truppen im 30jährigen Krieg hinzu sowie eine weitere Belagerung der Burg 1703 während des Spanischen Erbfolgekrieges. Heute erscheint das efeuumrankte, nur durch Treppen zugängliche Burgareal als idealer „Luftkurort“. Nur die trutzige Burg selbst erinnert noch an das „reichsunmittelbare“ Geschlecht von Egloffstein, das über 50 Edelsitze und 43 Dörfer regierte, hart umkämpft war, und um das sich bis heute Sagen und Legenden ranken.

MOSTVIEL

Nun geht es in die Tiefen der „fränkischen Schweiz“, ins nahegelegene Äpfelbach und ins Wannbachtal, wo schon die Ortsnamen eine Poesie eigener Art sind. Die „Schlehenmühle“, das Schweintal zeugen von Landwirtschaft und den hier gerne betriebenen Obstbrennereien. Schließlich ist in der nähe auch die bekannte „Pulvermühle“, in der 1967 die „Gruppe 47“ mit Werner Richter, Günther Grass und Marcel Reich-Ranicki mit ihrer letzten Tagung für eine Wiederbelebung der deutschsprachigen Literatur sorgten. Die litererarische Tradition der FS geht auf die Romantiker, besonders die Wanderfreunde Tieck und Wackenröder zurück, die 1793 zu einer ersten Pfingstwanderung ins „Gebürg“ aufbrachen. Erwähnung findet die Landschaft etwa in den „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“. – Die Pulvermühle hat ihren Namen von einst hier gelagerten Schwwarzpulver, das hier gemahlen wurde. Der Besitzer soll sich geweigert haben, die durchziehenden Truppen Napoleons damit zu versorgen.

BIEBERBACH

Der größte und wohl auch am stärksten frequentierte Osterbrunnen der Fränkischen Schweiz entfällt dieses Jahr: Allzu viele Menschen nahmen bisher am Aufbau dieses mit Riesenhasenparaden nahezu einmaligen Geschmacklosigkeit teil. – Ein Jahr der „Osterruhe“! Hasen und Häsinnen umgeben von mehr als 10 000 Eiern trugen zum Eintrag in das „Guiness Buch der Rekorde“ bei und ließen Bieberbach zu überregionaler Berühmtheit aufsteigen. Also ein Haltepunkt, den sie dieses Jahr überspringen und fürs nächste Jahr vormerken können.

LEUTENBACH

Nahe bei Leutenbach ist die Kapelle St. Moritz, das jedes Jahr an seinem Quellheiligtum mit Eiern liebevoll geschmückt wird. Ein alter Brauch sagt, dass das Wasser Augenleiden lindere. Die Figur des Mohren, der als christlicher Märtyrer und Anführer der Thebäischen Legion das Frühchristentum als „nicht rassistisch“ belegt, wurde somit nicht nur im weltberühmten Skiort in der Schweiz verehrt, sondern auch in der „Fränkischen“… (etwas abgelegen bei Ortspitz).

KIRCHEHRENBACH

Hier wird der Brunnen durch den mit einer Krone aus Fichten- und Tannenzweigen geschmückten Ammoniten im Osterbrauchtum besonders hervorgehoben. Auch hier ein schlichtes Zeichen für die Botschaft „Wasser ist Leben“. Der Aufstieg zum mythischen „Walberla“, einem der Tafelberge der Fränkischen Schweiz bleibt jedem Besucher selbst überlassen. Die Mühe wird durch einen grandiosen Ausblick ins Wiesenttal belohnt!

PRETZFELD

Sowohl St. Kilian mit seiner markanten Turmsilhouette von Johann Michael Küchel (1742), eine der 14 bereits von Karl dem Großen um 800 n. Chr. errichteten sog. „Slavenkirchen“ zur Christianisierung des Frankenlandes (erste Nennung 1145), als auch das gleich daneben liegende Stibarschloss sind sehenswert. Im Inneren befindet sich eine Sammlung des Impressionisten Curt Herrmann (1854-1929) (vgl. https://kunst-agenda-rauschert.de/datenbank/verfemte-kunst-in-nuernberg/). Seine Familiengeschichte ist mit seiner Gattin Sophie, der Tochter eines jüdischen Bankiers Herz, verbunden, durch die er von Berlin ins fränkische Pretzfeld übersiedelte. Sophie nahm sich das Leben, Herrmann selbst starb 1929 in Erlangen (in der Kreisirrenanstalt, gen. „Hupfla“, deren architektonische Reste derzeit von der Stadt Erlangen weitgehend beseitigt werden). Herrmanns Sohn musste als „Halbjude“ 1939 nach England fliehen, wo die heutigen Nachkommen der Familie leben. Anschließend wurde das Schloss von den Nationalsozialisten verwüstet, die Bildnisse gestohlen. Ein Bild, wohl von seinem Kollegen Albert Lamm gemalt, ein „Knabenakt“, wurde auf dem Forchheimer Marktplatz öffentlich verbrannt, zahlreiche Werke verschwanden. Erst spät konnte die Familie einige von ihnen in „Privatbesitz“ wieder aufspüren und rekonstituieren. Einige seiner wieder entdeckten Bildnisse befinden sich in der auf Voranmeldung zugänglichen Sammlung. Wer mag, kann jederzeit den stimmungsvollen, sich an das Schloss anschließenden Park durchqueren und Fin de Siecle & Impressionismus „naturnah“ erleben.

EBERMANNSTADT

Am Marktplatz gehen moderne Kunst und alter Brauch eine Symbiose ein: Harro Freys Marienbrunnen zeigt, wie in nicht lange zurückliegender Vergangenheit die Frauen in hölzernen Schütten das Wasser auf dem Rücken nach Hause trugen. Er wird seit 20 Jahren wieder geschmückt. Das Zentrum der 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern zur Stadt erhobenen Ansiedlung VILLA EBERMARSTAD wurde schon 981 erstmals urkundlich genannt. Stattliche Fachwerkhäuser, das älteste aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, säumen den Markt. Insgesamt 6 Brunnen hat die katholische Jugend in Ebermannstadt zu schmücken. Doch ist das Interesse nicht nur religiöser Natur, denn hier ist auch die Tourismuszentrale der „Fränkischen Schweiz“ angesiedelt, die ein eher kommerzielles Interesse am österlichen Brauchtum hat. Beachtung finden sollte auch das alte Wasserschöpfrad an der Wiesent sowie die romanische Marienkapelle mit Skulpturen von Friedrich Theiler, dessen Hauptwerk – eine Madonna im Strahlenkranz – sich hier befindet

TEUCHATZ

Ob der prächtige Kreuzbrunnenschmuck auch dieses Jahr wieder „Frohe Ostern“ verkündet? Die bereits zum Bistum Bamberg gehörende Kirche Mariä Himmelfahrt liegt auf der Kuppe des Berges. Wer sich auf die Rückseite des Bruchsteinbaus begibt, erlebt die Todesnähe des Mittelalters noch mit: Hier findet sich ein Blick in den ehemaligen „Karner“, das Beinhaus, in dem sich Hunderte von Knochen stapeln: „Wir waren, was Ihr seid! Was wir sind, werdet Ihr sein!“ – Ein zeitloses „Memento mori“, das an die Begrenztheit des irdischen Lebens gemahnt.

HEILIGENSTADT

Der Brunnen gehört zu den prächtigsten der Gegend, sowohl was die Größe (3000 Eier) als auch die kunstvolle Bemalung betrifft. Die Fülle der Motive ist einzigartig: die „Sendung mit der Maus“ steht hier ebenso für künstlerischen Einfallsreichtum wie die Mainzelmännchen, Max und Moritz sowie Märchenmotive der Gebrüder Grimm. Allerdings gibt es auch Auswüchse wie den „Eiervandalismus“, denn „Sammler“ und Liebhaber schöner Ostereier treiben hier ihr Unwesen, sodass jährlich ca. 100 Stück ersetzt werden müssen. Manche sollen aber auch schon Opfer sinnloser Zerstörungswut geworden sein…

Dass das Ei sowohl Tod wie Auferstehung symbolisiert, aber auch Sinnbild des Bösen und des Teufels sein kann, ist kaum noch nachvollziehbar. Es erklärt sich aus der Tatsache, dass Eier in der Fastenzeit verboten waren. Auch in Gemälden von Hieronymus Bosch kommen Eier als negative Symbole vor. Dass sie in jedem Falle auch die Manneskraft stärken, wird mit der roten Bemalung betont, die für Liebe und Fruchtbarkeit steht. Bereits 1398 gibt es Berichte über rot gefärbte Eier am Hofe der Herzöge von Straubing. Darüber hinaus musste im Mittelalter jeweils am Gründonnerstag der Obrigkeit das „Zinsei“ abgeliefert werden.


AUFSESS

Wie eng die Burgen der „Fränkischen Schweiz“ mit Nürnberg verbunden sind, zeigt die Burg Aufsee im gleichnamigen Ort, in der 1801 Hans Freiherr von und zu Aufsee geboren wurde, dessen Gebeine noch heute in der dortigen Grabkapelle ruhen. Als Vater von 5 Söhnen und 7 Töchtern lebte er auf seiner „Stammburg“ Unteraufsess zwischen Bamberg und Bayreuth. er studierte Jura, war Burschenschaftler und arbeitete als Anwalt in Gräfenberg und Bayreuth. Nach Aufenthalten in Italien und der Schweiz widmete er sich vorrangig der Verwaltung seiner fränkischen Güter. Der Lebenweg führte ihn immer weiter zur Historie seiner Ahnen, deren Stammbaum ihn zunächst interessierte. Die Quellen der deutschen Geschichte bis 1650 wurden sein erstes „Sammlungsobjekt“, auch wenn es in seinem Anspruch unmöglich war, diese vollständig zu beistzen. Doch durch den Kontakt zum bayerischen König, dem ebenso geschichtsbewussten Ludwig I kam die Forderung auf, diese Schätze zur Schau zu stellen.

Dies war der Beginn eines Museums, das in Nürnberg als „Germanisches Nationalmuseum“ bis heute überregionale Bedeutung besitzt. 1792 war hier der erste deutsche Kunstverein gegründet worden. Im Turm des Tiergärtnertores sowie des Pilatushaues wurden die Schätze untergebracht. Erst der Kauf des ehem. Kartäuserklosters konnte genügen Platz für die 12 000 Urkunden und ca. 25 000 Bücher des Sammlers bieten. Sein auf der Burg Oberaufsess lebender Nachfahre Hans Max von Aufsess (1906-1993) wurde der Gründer des Museums. Aufsätze wie „In Franken fangen sich die Winde“ und „Der Franke ist ein Gewürfelter“ sind bis heute populäre, wenn auch gefährliche Typisierungen… In seiner Burg Oberaufsess befindet sich noch immer eine mittelalterliche Ringmauer mit Turm, die er als „MEINGOTZHAUS“ bezeichnete, der sein Studier- und Arbeitszimmer war. Die in vielen Kriegen zerstörte und 1677 wieder errichtete Anlage („Altes“ und „Neues Schloss“) besitzt in der Burgkapelle einen Altar (um 1510). Dies ist die Gedenkstätte eines Mannes, der 1852 das Germanische Nationalmuseums begründete.

WIESENTQUELLE BEI STEINSFELD

Die Verehrung der Quellen geht auf die Riten der Kelten zurück. Diese werden oft von den Kirchengemeinden, aber auch von Privatleuten gepflegt. Hier im Norden der „Fränkischen Schweiz“ entspringt der Hauptfluss dieser Region, der in Forchheim in die Regnitz mündet, die Wiesent. In der christlichen Tradition gilt Jesus als heilbringene Quelle und das Wasser wird als Symbol des ewigen Lebens gesehen. Auch das Bild Mose, der Wasser aus einem Felsen schlägt, aus dem daraufhin eine Quelle entspringt, steht mit dem „heiligen Wasser“ in Verbindung. Insgesamt wird jede Quelle von Christen als „fons vitae“, manchmals auch als Mariensymbol gesehen, die für das lebensspendende Wasser als Ursprung für Wachstum und Leben steht. Darüber hinaus ist Wasser eines der vier Elemente. – Baden Sie ihre Füße in dem kleinen, sehr gepflegten Weiher und lassen Sie Ihre Seele ein wenig baumeln!

Nicht weit von der stimmungsvollen Anlage befindet sich das Schloss Wiesenthfels, einem Wohnbau mit Eckturm aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine Straße führt steil den Berghang hinauf, oben gelangt man über eine alte Lindenalle zum Schloss, das von einem verwilderten Garten umgeben ist. Der Herrensitz gehörte bis 1938 den Grafen von Giech.


HOLLFELD

Die ehemals ummauerte Höhenstadt wurde vom Geschlecht der Walpoten besiedelt. Entsprechend geschichtsträchtig ist die im Norden der Fränkischen Schweiz gelegene Miniaturstadt. Deren Zentrum ist der Marienplatz mit Marienbrunnen, in dessen Tiefe bereits 5000 Jahre alte Zeugnisse der Frühgeschichte gefunden wurden. Neben der Marienkirche Mariä Himmelfahrt, einem Bauwerk von Michael Neumann, dem Sohn des berühmten Balthasar, deren Ausstattung mit Gestühl aus der Bamberger Martinskirche den Reichtum des Barock vor Augen führt, sind die Kirchen St. Salvator und St. Gangolf zu erwähnen. Letztere wurde im „Dritten Reich“ profaniert. Die Silhouette mit dem markanten Turm ist nach wie vor als Bau der Romanik (11. Jh.) zu identifizieren. Heute finden hier im Sommer alljährlich die „Internationalen Hollfelder Kunsttage“ statt, wie überhaupt Hollfeld ein Domizil zahlreicher Künstler und Kunsthandwerker ist, die das malerische Städtchen bereichern.

Zu Füßen der Marktanlage liegt der Zusammenfluss von Wiesent und Püttlach. Wenn man die Treppen hinabsteigt, findet man im Stadtteil „Türkei“ einen reizenden Brunnen, der dem Schreinerhandwerk gewidmet ist und einen Hl. Josef mit Kind zeigt. Der Name des Quartiers geht vermutlich auf osmanische Kriegsgefangene zurück, die im 17. Jahrhundert hier angesiedelt wurden. Es heißt, sie seien später getauft und assimiliert worden. Durch den kleinen Umweg über den „Kussweg“ können Sie nur an einem Tag in die Türkei und St. Moriz reisen und anschließend Ihren Liebsten von Ihren Abenteuern berichten. – In dem malerischen Städtchen findet sich so viel Sehenswertes, dass Sie sich vielleicht entschließen einen „coronafreien Urlaub“ dort zu verbringen? Hallenbad und Freibad, Wanderwege und sogar ein historisches „Kintopp“-Kino aus den 1950er Jahren versprechen Abwechslung und Erholung für jedes Alter. Am Abend gigantische Beleuchtung der „Kunstscheune“. Die stillgelegte „Museumsscheune“ hingegen liegt seit 2015 brach und wartet auf ihre Auferstehung.

POTTENSTEIN

Die Burganlage auf dem Felssporn ist jederzeit einen Besuch wert. Hier fand die Heilige Elisabeth von Thüringen Zuflucht. Sie liegt auf einem gewaltig über dem Tal thronenden Felshang und kann mit ihrer über tausendjährigen Geschichte als veritables Denkmal gelten. Unterirdische Höhlen aber wie das „Hasenloch“, „Schwalbenloch“, „Kühloch“, vor allem aber die „Teufelshöhle“ machen die Gegend zu einer mythischen Landschaft. Darüber hinaus locken 6000 teil waghalsig anmutende Routen Kletterer aus aller Welt in dieses Dorado, das geologisch zum Schichtstufenland der Frankenalb gehört und die höchste „Geotopdichte“ in Deutschland aufweist. – Achtung: Herabfallende Felsbrocken sind nicht ausgeschlossen!

Die Region ist somit ein Wanderparadies, das Naturliebhaber anzieht und mit seltenen wilden Orchideenarten wie dem Frauenschuh, der Kuckucksblume oder dem Knabenkraut aufwarten kann. Das Püttlachtal war somit neben den Literaten des 19. Jahrhunderts auch für die Maler ein beliebtes Ziel (Ludwig Richter). Der Nürnberger Apotheker Kleemann, der als „Kleefuchs“ bezeichnet wurde, erwarb die „auf Abriss“ angebotete Burg im 19. Jahrhundert. Er soll in Ritterrrüstung dort umhergegangen sein, – ähnlich wie der Gründer des „Germanischen Nationalmuseums“ Max von Aufsess. Begründer der Burg hingegen war Botho von Kärnten, von dessen Namen sich der Begriff „Pottenstein“ ableitet. Er soll die Burg, die 918 als Befestigung gegen die Bedrohung durch Maygaren und Slawenstämme errichtet worden war Mitte des 11. Jahrhunderts ausgebaut haben. 1228 fand Elisabeth von Thüringen, die von der Wartburg nach dem Tod ihres Mannes vertrieben worden war, hier Schutz. Ihre Persönlichkeit ist bis heute in der Legende des „Rosenwunders“ populär. Ihre Biografie erscheint zeitlos: 1207 als ungarische Königstocher aus dem Hause Andechs-Meranien geboren, ist sie mit dem Bamberger Bischof Ekbert verwandt. Mit 4 Jahren wird sie mit Ludwig von Thüringen verlobt. Dessen Vater Hermann von Thüringen besitzt die Wartburg, wo sie an der Seite ihres künftigen Gatten aufwächst und gemeinsam mit ihm erzogen wird. Mit 13 Jahren heiratet sie Ludwig, der seinerseits 20 Jahre alt ist. Sie haben drei Kinder, Hermann, Sophie und Gertrud. Die Ehe scheint glücklich gewesen zu sein, wobei Ludwig seiner überaus frommen Frau nächtliche Gebete und Bußübungen erlaubt. Überliefert ist ihre starke Fürsorge für die Armen.

Hintergrund der Elisabeth-Legende ist die damalige Bettelordensbegewung der Franziskaner und Dominikaner, der sie offenbar angehörte. 1226/27, als Ludwig auf Reisen ist, bricht eine Hungersnot aus. Elisabeth lässt die Vorratsspeicher des Landgrafen öffnen, was den heftigen Widerstand der beiden Schwager auslöst, doch sie steht unter dem Schutz ihres Gatten. Als sie Konrad von Marburg kennen lernt, einem Kreuzzugsprediger und „Ketzerverfolger“, gelobt sie ihm absoluten Gehorsam. Ihre Askese äußert sich in einfacher Kleidung, Ablehung jedes höfischen Luxus und die Annahme von Lebensmitteln, die ausschließlich von den Gütern ihres Mannes stammten. 1227 nimmt Ludwig am Kreuzzug Kaiser Friedrichs III. teil, von dem er jedoch niemals zurückkehren sollte. Da sie gelobte hatte, nach ihm keinen anderen Mann zu wählen, bleibt sie für den Rest ihres Lebens Witwe. Ihre Feinde, vor allem aber ihr Schwager Heinrich Raspe, vertreiben sie nun von der Wartburg, da sie befürchten, dass E. den Familienbesitz verschleudert. Sie schlägt sich mit ihren Kindern bis Eisenach und Bamberg durch, wo sie sich unter den Schutz ihres Onkels, des Erzbischofs Ekbert, begibt, der sie nach Pottenstein schickt… Soweit die Vorgeschichte. Ihr Grab befindet sich heute in der Elisabethkirche in Marburg, deren Bau 1283 vollendet war. Nach ihrem Tod am 16. oder 17. November 1231 beginnt sofort eine Wallfahrt zu ihrem Grab. Die schon zu Lebzeiten Verehrte wurde 1235 von Papst Gregor IX. heilig gesprochen. Bis heute gilt sie als eine der populärsten Heiligengestalten. In Pottenstein ist ein so gen. „Elisabethzimmer“ ihrem Andenken gewidmet.

Der bis heute streng katholische Ort wurde seit 1684 eines weiteren, bis heute anziehenden Schauspiels. Seither wird hier auf Erlass des Bamberger Fürstbischofs ein „Lichterfest“ alljährlich am 6. Januar abgehalten, das 1000nde von Besuchern aus nah und fern anzieht.

TÜCHERSFELD

Das Felsendörfchen im Püttlachtal besitzt mit dem ehemaligen „Judenhof“ ebenfalls ein auf einem Felssporn angesiedeltes Kleinod, das „Fränkische-Schweiz-Museum“. Dort lassen sich Eindrücke über die Kunst der klassischen Moderne in der Region mit Bildern von Lamm, Fritz Griebel und Curt Herrmann vertiefen. Doch auch hier ist allein der Innenhof und die Lage der jüdischen Ansiedlung sehenswert. Man stelle sich vor: vor ca. 150 Mill. Jahren war diese Felsformation ein Riff und eine Lagune. Tatsächlich ist die Gegend durch die Kalkablagerungen eines riesigen Jurameeres entstanden und voller Ammoniten u.a. Petrefakten. Die Erdgeschichte wird in dem 1970 gegründeten, liebevoll aufgebauten Museumsdorf seit 1985 didaktisch klug präsentiert. Derzeit ruht der „Betrieb“, der normalerweise Sonderausstellungen, Vorträge und sonstige Kulturveranstaltungen bietet.

Einer der bildenden Künstler war der Berliner und „Wahl-Muggendorfer“ Albert Lamm, der zwischen 1901 und 26 seine Sommer in Muggendorf verbrachte und als Mitglied der Münchener Sezesiion eine Streitschrift „Ultramalerei“ veröffentlichte. Kaum noch jemand kennt seinen Namen. Er gehört zu jener Generation, deren Werk gewissermaßen „verschollen“ ist… Stilistisch seine Malerei zwischen Jugendstil und Symbolismus angesiedelte Malerei der Münchener Künstlergruppe „Die Scholle“ nahe. Während diese längst wiederentdeckt sind, blieb Albert Lamm für die Öffentlichkeit bis heute kaum sichtbar.

Anmerkungen zur Ortsgeschichte: Um 1200 wurde Tüchersfeld als „fränkisches Jerusalem“ bezeichnet, deren Mitglieder sich allmählich auch in Fürth und Nürnberg niederließen. Im 15. und 16. Jahrhundert aber wurden sie aus den Städten jedoch erneut vertrieben und kehrten aufs Land zurück. Die Thorarolle aus der ehem. Synagoge sowie die „Schul“ waren hier angesiedelt. Jedoch waren die Mitglieder verpflichtet, „Schutzgeld“ zu zahlen, um ihre Relgion und eigene Friedhöfe betreiben zu können. Ebenso obligatorisch war der „Leibzoll“, der beim Verlassen und Wiederbetreten des Territoriums bezahlt werden musste. Sie galten als die Unterschicht der Landbevölkerung, die oft am Existenzminimum lebte. Erst ab 1813 durften die Juden eigene Geschäfte betreiben.

Auch zu Tüchersfeld fiel Hausenstein ein recht treffender Kommentar ein: „Das Verwegenste ist Tüchersfeld. Dort ragen auf schmaler Grundlage Häuser wie Schlösser. In der Tiefe ruhen die fränkischen Fachwerkgiebel mit der vollkommenen Deutlichkeit und Reinheit einer Dürer-Zeichnung. Das Schauspiel des Tüchersfelder Felsendorfes schein, indem es beharrt, in jedem Augenblick doch neu und immer kecker zu geschehen.“

Selbstverständlich können Sie sich von hier aus weiter im Wiesenttal tummeln: die Burg Gailingen des legendären Ritters Eppelein von Gailingen befindet sich in der Nähe, ebenso der Wallfahrtsort Gößweinstein mit seiner prachtvollen Barockkirche von Balthasar Neumann. Der nahe Gößweinstein gelegene Ort Leuzdorf erlangte mit der so genannten „Esperhöhle“ bzw. dem „Klingloch“ eine gewisse Berühmtheit. Dennoch ist er bis heute ein „Geheimtipp“: Hier fand der erste Höhlen-Forscher 1777, Pfarrer Johann Friedrich Esper aus Uttenreuth, einen Zugang in die Unterwelt, was auch in Fachkreisen Aufsehen erregte. Durch seine Publikationen in Fachzeitschriften wurden einige Engländer darauf aufmerksam. Die Forscher suchten nach prähistorischen Relikten, sodass sich bis heute prähistorische Funde aus der „Fränkischen Schweiz“ in Museen wie dem Victoria & Albert-Museum in London befinden!

Exkurs zu den Höhlen der FS: Das gesamte Gebiet ist das höhlenreichste in ganz Deutschland. Eine genaue Zahl war nicht zu ermitteln, es heißt, es gebe „hunderte“ davon… Viele von ihnen sind bereits erforscht. So leitet sich der Name „Klingloch“ sich ab am Klang der Münzen, die man in den Eingang hinabwarf. Die ersten Expeditionen ins Erdinnere waren durchaus lebensgefährlich. Ihre Namen zeugen von damit verbundenem Aberglauben (z. B. „Eishölle“). 1934 fand man darin u.a. Menschenknochen, 1937/38 ergaben weitere Untersuchungen, die ergaben, dass in der späten Hallstadt-Frühlaténezeit die Höhle ein Opferschacht gewesen sein könnte. Vielleicht entstand aus rituellen Praktiken wie diesen der Glaube, dass man nach dem Leben in die „Hölle“ kommen könne…

Neben „Höll“ üblich war die Bezeichnung „Loch“, z.B. Kühloch, Pferdsloch, Zahloch, Rabenloch (der ursprüngliche Name der „Sophienhöhle“). Knochen von Löwen, Wölfen, Katzen und Hyänen, sogar einem Braunbär wurden in diesen gefunden. Darüber hinaus soll man bereits um 1490 hier den Versuch unternommen haben, auch Salpeter abzubauen. Weitere Höhlen sind: die Binghöhle (nach dem Nürnberger Forscher Bing) bei Streitberg, die Fellner-Doline bei Gößweinstein, die Rosenmüllerhöhle bei Muggendorf. Über sie schrieb der Romantiker Karl Immermann, sie sehe aus als „halte der Berggeist (darin) Hochzeit…“ und „…ich würde sitzen bleiben, nach und nach versteinern und nach Jahrhunderten die größte Merkwürdigkeit der Rosenmüllerhöhle werden, – ein deutscher Dichter in Tropfstein!“

GÖSSWEINSTEIN

Mengersdorf-Epitaph (1588)

In der Burgen-Region versteckt liegt auch hier die 1076 erstmals erwähnte „Gralsburg“, die damals ein „Zwinger“ (Gefängnis) für den Bischof Burkhart von Halberstadt gewesen sein soll. Noch heute ist das Hochstift Bamberg hier zuständige und schon zu Zeiten Heinrichs II. und seiner Gattin Kunigunde ging man in dieser Gegend gerne auf die Jagd. „Stein“, die alte Bezeichnung für „Burg“ (Pottenstein), war oft auch die Grenze („Markstein“) zwischen den verschiedenen Territorien. Das hart umkämpfte Gebiet zwischen Bamberg und Nürnberg gehörte vielen Herren! Goßweinstein soll sich von dem Namen des Burgherrn „Gozwin“ ableiten, der aks Graf und überzeugter „Heide“ geschworen haben soll, wenn er den Grafen von Neideck besiege, werde er zum Christentum übertreten. Beim Duell zwischen den Kontrahenten aber konnte sich Graf Gozwin plötzlich nicht mehr rühren, – ein so tief sitzender Schock, dass er daraufhin den Bau einer Kapelle in den Fels befahl… Die Legende geht noch weiter zurück in die Vergangenheit als die Wallfahrt, die erst im 16. Jahrhundert nach Einführung der Reformation an Schwung gewann. Auch diese ist mit wundersamen Sagen verbunden. Um 1719 waren die Besucher so ausufernd, dass die Kirche zu klein war, um alle Gläubigen aufzunehmen und die Gottesdienste im Freien stattfinden musste. Auf Bitten eines Pfarrers habe der Fürstbischof den Bau eines Kapuzinerklosters genehmigt, dessen Kirche zunächst von Johann Dientzenhofer (1715), dessen Entwurf als zu teuer abgelehnt wurde. Danach legte Franz Anselm Ritter vn Groenensteyn seine Pläne vor, nach denen die Kirche die Klosterkirche von Banz an Größe noch übertreffen sollte. Erst nach dem Tod des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn 1729 erteilte dessen Nachfolger und Neffe Friedrich Karl seinem Hofbaumeister Balthasar Neumann den Auftrag. Nach Münsterschwarzach war dies sein zweiter Sakralbau. Insgesamt 9 Jahre (1730-39) dauerte das Projekt. Das Ergebnis in seiner noch heute massiven Kompaktheit ein Bau der eine „katholischen Bastion“ verkörptert, die noch heute Wallfahrer und Kunstfreunde aus nah und fern anzieht.

Der neben der Wallfahrtskirche angesiedelte Pfarrhof ist einer stattlichsten in ganz Franken. Fürstbischbischof Phillip Anton von Frankenstein beauftragte erneut den Schüler Neumanns, Johann Jakob Michael Küchel zur Anlage dieses schlossähnlichen Bauwerks (1747/48). Von ihm stammt auch der Entwurf zum Altar im Inneren sowie der pompöse Treppenaufgang.

Hochalatar der Wallfahrtskirche in Gössweinstein von J.H.M. Küchel

BRONN

Das romanische Zackenfries ist der letzte Rest einer Taufkirche, die – wie der Name sagt – der Usprung des Dorfes war: ein Brunnen bzw. eine Quelle, an der ein Heiligtum stand. Dies war der Gründungsort der Kirche, in der man die Heiden zu Christen machten: Der nach wie vor in der Osternacht vollzogene Ritus der Taufe.

HILTPOLTSTEIN

Einer der am höchsten gelegenen Orte des Landkreises Forchheim hat einige Schätze zu bieten: Die Trutzburg gehört heute einen Verein, wird aber zum Kauf angeboten. Sie ist nur selten zugänglich (Tag des „offenen Denkmals“), gehörte bis 1527 zur Pfarrei Kappel und besaß eine Schlosskapelle, die zur Kirche ausgebaut wurde. Sie liegt an der höchsten Stelle des Dorfes, das 1109 erstmals als „Hildepoldesdorf“ genannt wurde und zum Besitz der Staufer gehörte. Pfalzgraf Aribo, der Gründer von Weißenohe, soll dieses Gut an das Kloster Weißenohe abgegeben haben. 1417 wurde die Ortschaft durch Kaiser Sigismund zum Markt erhoben. Das Torhaus, das den Zugang überwachte, zeugt noch von der Bedeutung des Ortes. 1503 wurde er an die Reichsstadt Nürnberg verkauft und gehörte von nun an zum „Pflegamt Nürnberg“, das Geld zum Ausbau der Kirche beisteuerte. Wahrscheinlich deshalb findet sich hier ein Altar Nürnberger Provenienz, der als Kleinod bezeichnet werden muss.

HILTPOLTSTEINER ALTAR

Der Flügelalter, soviel ist sicher, ist älter als die Kirche, in der er auf dem Altar aufgestellt ist. Um 1420/30 scheint er evtl. für die ehem. „Predigerkirche“ (Dominikanerkirche) in Nürnberg angefertigt worden zu sein. Die kleinteilige Komposition ist äußerst beweg und weist beinahe juwelenartig glühende Farben auf. Im Mittelteil ist ein figurenreicher Kalvarienberg zu erkennen. Der rote Bolus (=Bildgrund) ist mit Gold überzogen, d.h. vor Entdeckung der Landschaftsmalerei entstanden. Symbolisch verkörpert das Gold die Ewigkeit. Dass t-förmige Kreuz steht isoliert und repräsentiert auf diese Weise die Einsamkeit Jesu in dieser Stunde. Sein passional bleicher, abgemagerter Körper soll an die Hostie erinnern und weicht somit von der traditionellen Art der Kreuzigungsdarstellung ab. Unter dem Kreuz steht Maria, auf die ein Mann eindrischt. Die Gewalt im Sinne von Folter, der sog. „peinlichen Befragung“ war im Mittelalter an der Tagesordnung. Neu ist hier die Darstellung Mariens in ihrer Bedrängnis. In traditioneller Weise mit einem blauen Mantel gekennzeichnet, richtet sie ihren Blick direkt auf den Betrachter. Gleichzeitig aber wird der Prügelnde durch einen Mann auf einem Pferd gestoppt. Selbst die Pferde auf dem Gemälde scheinen über die Gewalt des Schlägers erzürnt zu sein. Der Appell an die Gläubigen ist offenbar. Insgesamt ist die Passion in elegisch-lyrischer Weise betont, sodass man hier von einem Einfluss der Mystik ausgehen kann.

Longinus, der mit seinem Stich seiner Lanze Christi die Seitenwunde zufügt, um zu prüfen, ob er gestorben sei, ist hier als rot und grün gekleideter Mann auffällig dargestellt. Ein weiterer Mann mit grüner Kleidung zeigt ein perspektivisch verzerrtes Gesicht, indem er nach oben ans Kreuz blickt. Gleichzeitig fasst er sich an den Umhang. Die linke Seitentafel zeigt erneut einen schlagenden Mann: Hier ist die Geislung Christi, der nur mit einem Lendentuch bekleidet ist, zu sehen. Rechts auf der Tafel zeigt sich Veronika, die das Schweißtuch Christi in den Händen hält. Neben ihr sitzen Männer, die um das nahtlose Gewand Christi würfeln. All diese narrativen Elemente vermögen den Betrachter zu fesseln: So gibt es auf den Rückseiten der Bildtafeln Szenen, in denen Ponius Pilatus zu stehen ist, der seine Hände verschränkt. Vor allem die Pferde weisen Stilelemente auf, die jenen der „Tegernseer Tabula Magna“ ähneln (heute in der Alten Pinakothek München). Weitere Werke des Meisters (vielleicht Gabriel Angler) kann man im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg entdecken. Der Versuch, Tiefenräumlichkeit auf der Tafel abzubilden, ist jedenfallls außergewöhnlich. Angler war schon zu dieser Zeit nach Venedig gereist, um dort Farben zu kaufen. Auch dies könnte ein Hinweis auf ihn sein, denn vor allem die erlesene Farbigkeit der Tafelmalerei ist außerordentlich.

Das Passionsaltärchen ist gewiss auch während des Lockdowns zugänglich. Vor allem nach den Wochen der Fastenzeit, in der die Flügel zugeklappt waren, ist die Öffnung und Sichtbarkeit der Mitteltafel unbedingt ein Grund, dieser Kirche einen Besuch abzustatten!

WEISSENOHE

Nachdem wir bereits die Bauerei von Thuisbrunn erwähnt haben, soll auch diese empfohlen werden. Bekanntlich befinden wir uns in der Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt! Das Kloster wurde um 1050 von Benediktinern begründet. Die Bauerei ist damit eine der ältesten Deutschlands, deren Braustättet bereits um1100 nachgewiesen ist. Vond en 260 noch bestehenden Brauereien Frankens befinden sich 159 in Oberfranken. Dem „Bierland“ steht das „Weinland“ Unterfranken gegenüber. Nur Kunstkennern bekannt dürfte hingegen der „Kunstraum Weißenohe“ sein, der seit 2004 alljährlich seine Lagerräume zeitgenössischen Künstlernaus Nürnberg und Umgebung zur Verfügung stellt. Weitaus älter ist der Bau der Kirche, die – parallel zu Michelfeld in der Oberpfalz – am 1. April 1690 begründet wurde. Ledider brachen bereits nach 5 Jahren Mauern wieder ein und man nusste die Schäden ausbessern, Wahrscheinlich baute man ohne statische Kenntnisse, nach „Erhfahrung“. An der nördlichen Außenwand sind graue Stützpfler erkennbar. Innen wurde im 19. Jahrhundert eine Wand als „Chorstumpf“ eingezogen, was den Raumeindruck beeinträchtigt. Der vierachsige Saal nesitzt eine Flachtonnendecke sowie Stichkappen, darüber hinaus Wandpfleler mit Doppelpilaterns. Der Stuck stammt vermutlich von Edig Quirin Asam. Wolfgang Dientzenhofer, der Architekt der Anlage, verarb noch vor Fertigstellung des Bauwerks mit nur 57 Jahren. In so einem Falle blieb die Witwe auf den Baukosten sitzen, die beiden Häuser des Künstlers in Amberg mussten verkauft werden, um die Schulden zu begleichen. Sie verstarb 1740, wie es heißt, in „äußerster Armut“.

FORTH

Forths katholische Kirche scheint überaus modern, doch befindet sich in ihrem Entrée ein Kruzifix, das auf Verlangen besichtigt werden kann. Der Mesner öffnet Besuchern den Zugang, in dem sich das monumentale Kreuz mit einer Spannweite von 4.50 m heute befiindet. Der „Krist am Kreuz“ ist aus der Werkstatt des in Neunkirchen am Brand lebenden Bildhauers Felix Müller, der von sich sagte er sei ein „Herrgottsschnitzer“ gewesen. Esist das größte der ca. 100 in seinem Leben angefertigten Kruzifixe. Dass es um 1933 in der Zeit des „Dritten Reiches“ entstand, ist außergewöhnlich. Das hochexpressive Werk wurde in der damals neu errichteten Kirche im Chor ausgestellt, musste aber abgenommen werden, da der Druck der politischen Machthaber zu groß war. Dort verbarg man es bis Mitte der 1950er Jahre vor den Blicken der Öffentlichkeit. – Auch dieses Kleinod ist nur wenig bekannt. Dies mein Beitrag zu seiner weiteren Popularisierung, denn in Müllers Werken vereinen sich traditionelle wie avantgardistische Kunstströmungen.

Felix Müller: Krist am Kreuz, 1937, Forth

Von hier aus bietet sich die Rückfahrt über Heroldsberg an…

WENN SIE DIE FAHRT GESCHAFFT HABEN, BITTE ICH UM IHREN KOMMENTAR!