Selbst, um 1930
„Verfemt“ war Fritz Griebel (1899-1876) eigentlich nicht. Dennoch muss er als Gegner des NS gelten. Nach stilistischer Suche (Expressionismus/Neue Sachlichkeit) fand er den Weg über die Malerei Paul Cézannes zur Abstraktion weitaus früher als andere Nürnberger Maler. Nach dem Krieg erhielt er eine Professur an der AdBK Nürnberg, die er als Direktor von 1948 bis 1956 leitete. Er gehört somit zu den wichtigsten Repräsentanten den Restauration, indem er zunächst in Ellingen, dann in der Nürnberger Tiergartenstraße in Sepp Rufs Nachkriegsbau eine neue Ära der Kunst einleitete.
Während der 1930er Jahre hatte Griebel, der mit seiner Familie nach Bamberg gezogen war, versucht sich dem „Zeitgeist“ des NS anzupassen. Nach dem Krieg musste er – wie so viele Maler und Bildhauer – sich davon distanzieren. Er übermalte er allzu peinliche Passagen mancher Bildnisse. Diese „pentimenti“ (= Reuezüge) entsprechen der Praxis der Restauration nach 1945, in der seine Kollegen oftmals ihre Werke aus der Zeit des Nationalsozialismus vernichteten. – Gleichwohl hatte er sich selbstlos für Verfolgte eingesetzt, die (wie etwa Eitel Klein) von einem Ausstellungsverbot betroffen waren. Die Biografie Griebels beweist, wie schwierig es ist, die Rolle der Künstler im NS-Regime aus heutiger Sicht zu beurteilen. Neben „gut“ und „böse“ gibt es eine Reihe von Nuancen, die jeweils der Persönlichkeit der Künstler geschuldet sind.
Fritz Griebels Frühwerk vor 1945 gehört, insbesondere in seinen meisterhaften Scherenschnitten, zu den bedeutendsten in der Nürnberger Kunst des 20. Jahrhunderts.