Selbstbildnis, 1934
Zwei Kriterien waren für bei der Auswahl verfemter Künstler in Nürnberg verbindlich: Das Ausstellungsverbot oder die Entfernung einzelner wie sämtlicher Werke 1937 während der „Säuberung der Museen“, die nicht nur in den Sammlungen der Stadt Nürnberg, sondern in ganz Deutschland stattfand. Eine Vielzahl dieser Werke wurden und werden im Zuge der Forschungsarbeiten zum Thema „NS-Kunst“ wieder entdeckt (s. im Fall Gurlitt.)
Bei Felix Müller war es Gauleiter Julius Streicher persönlich, der ihn 1934 mit den Worten „Das ist keine deutsche Kunst“ der Jahresausstellung Nürnberger Künstler im Marientorturm verwies. Seine beiden am Eingang platzierten Skulpturen „Der Schäfer“ und „Der Bettler“ sind seither vermisst. Ob sie nach der Verbannung aus der Ausstellung zerstört wurden und vielleicht noch heute in Privatbesitz weiter existieren, ist unbekannt. Das mündlich verhängte Ausstellungsverbot galt bis 1945. Doch auch in den folgenden Jahren der Restauration fanden die „Verschollenen“, deren Werk vor oder während des Zweiten Weltkrieges entfernt wurden, keine Anerkennung oder gar Rehabilitation. Aus diesem Grunde ist das Œuvre Felix Müllers das eines verfemten und verschollenen Künstlers par excellence. Anlass für das Forschungsprojekt zu diesem Thema waren seine Briefe, die er in der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch während des Krieges und Gefangenschaft verfasste. Sie bilden bis heute eine wesentliche Quelle zur Erforschung des Geschehens speziell in der Nürnberger „Kunstszene“ jener Zeit.
Das Gesamtwerk Felix Müllers wurde von mir zwischen 1999 und 2003 inventarisiert und im „Felix-Müller-Museum“ in Müllers letztem Lebensort Neunkirchen am Brand am Rande der Fränkischen Schweiz (Lkr. Forchheim) erstmals ausgestellt. Heute zeigt das Museum im Dachgeschoss eines ehem. Zehntspeichers seinen künstlerischen Nachlass.
Die enorme Produktivität und lange Lebenszeit des Bildhauers und Malers regten mich an, 2004 eine Biografie vor dem Hintergrund des 20. Jahrhunderts zu erstellen, da sein Leben und Werk kunst- und kulturwissenschaftlich aufschlussreich ist. Der Besuch der Galerie mit Felix-Müller-Archiv ist nur eingeschränkt möglich (sonntags 15 – 17 Uhr, montags 10 – 14 Uhr). Allen am Thema der „Verschollenen Generation“ Interessierten sei er dennoch empfohlen. http://www.neunkirchen-am-brand.de/museen/felixmuellermuseum/museum_publikationen/
Verschollene Werke
Faschingsmaske, Holz, bemalt (verschollen)
Der Bettler, 1934, Ton (verschollen)
Schmerzhafte Muttergottes, 1934, Ton (verschollen)
Propheten, Holz, weiß gefasst (verschollen)
Teil eines Beichtstuhls (verschollen)