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Wesentlich für meine Vita war die Aufarbeitung der Werke der sog. „Verschollenen Generation“. Diese Künstler verloren zahlreiche Werke durch die Geschichte des Nationalsozialismus, von dem sie durch Verfolgung und Verfemung eingeschränkt waren. Nach 1945 gelang es ihnen meist nicht mehr, an die aktuelle Moderne anzuschließen und sie wurden vergessen. Erst heute werden sie wieder entdeckt. Mit der Analyse von vier Nürnberger Künstlern sollte ein Anfang erfolgen, der weiter aufgearbeitet werden muss.

Meine Untersuchungen zu Felix Müller, Eitel Klein, Fritz Griebel und Leo Smigay sollten ein Beginn für weitere Studien zur Biografie und künstlerischem Schaffen „Verschollener“ bzw. „verfemter Künstler“ und ihrer Zeit sein. Vor dem Hintergrund des 20. Jahrhunderts enthüllen sich bis dahin unbekannte, ungemein spannende Lebensläufe bislang kaum bekannter Künstler. Die Aufarbeitung erschließt darüber hinaus Teile des Zeitgeschehens in Nürnberg, einem der Zentren des Nationalsozialismus, wo sich die Ereignisse auch in der Kunstszene wie in einem Brennglas verdichteten.

Birgit Rauschert, Die verhinderte Moderne, phil. Diss., Erlangen, 2013. (Preis 98,- €).

Die Ausstellung „Die Verschollenen“ im Kunstmuseum Hersbruck 2017 konfrontierte die Hersbrucker Bürger mit der Fresko-Bemalung ihres ehemaligen Rathauses. Da die Fassade bis 1945 mit NS-Symbolen versehen war (ein Auftrag, bei dem Julius Streicher Pate stand), wurde sie kurz vor dem Einmarsch der Alliierten niedergebrannt. Dass die Gestaltung von Eitel Klein und Erich Kohout im Grunde jedoch systemkritisch war, belegen Dokumentarfotos aus jener scjwerem Zeit: Sie zeigen Menschen mit ernster, den Betrachter frontal anblickender Miene, die deutlich die Emotionen angesichts der damaligen „Verhältnisse“ zum Ausdruck bringen.

Der von Uli Olpp, dem Leiter des Hersbrucker Kunstmuseums, herausgegebene und von Angelika Eisenbrandt gestaltete Katalog, enthält eine Reihe von Texten. Vorgestellt werden z.T. erstmals die Maler und Grafiker Eitel Klein, Erich Kohout, Fritz Burckhardt und Eduard Aigner sowie Erich Pflaumer, nach 1945 Leiter des Hersbrucker Hirtenmuseums. (vergr.iffen)

„Kunst in Erlangen“ erschienen 2017, thematisiert Kunstwerke aller Epochen. Einzelstudien wie der Beginn der Fotografie in der Markgrafenstadt werden untersucht und die reflexive Beziehung zwischen dem neuen Medium und der Malerei untersucht (Birgit Rauschert, „Malerei und Fotografie im Wettstreit“). „Die Moderne in der Provinz“ untersucht das nicht immer leichte Leben für Künstler in Erlangen während der 1930er Jahre. Der in Deutschland kaum bekannte Orientalist Carl Haag (1820-1915) schließlich ist heute hoch geschätzt, allerdings in seiner Wahlheimat England. Sein abenteuerliches Leben, das ihn zum Hofmaler Königin Victorias von England werden ließ, war ebenfalls mit den Anfängen der Fotografie und Aquarellmalerei in England verbunden. Er benutzte die Aufnahmen seiner Kollegen wie von der Londoner „Royal Photographic Society“ als Vorlagen für seine technisch virtuos gemalten Bilder, die noch heute zu den Hoghlights der Royal Collection gehören.

Claudia Schweizer, Geschäftsinhaberin der Nürnberger Fa. Neubauer, beauftragte mich 2015 mit der Inventarisation ihres Firmenarchivs, in dem sich der umfangreiche Nachlass des Grafikers und Architekten Friedrich Neubauer (1912-2004). Ein Werkverzeichnis zeigt eine Auswahl seiner Werke, versehen mit Kommentaren und Texten. Die Herausgabe fand in Nürnberg 2017 höchste Aufmerksamkeit, da sich viele Bilder die Stadt und ihrem WIederaufbau nach 1945 widmen. Ein Teil seines Erbes stiftete die Besitzerin den Städtischen Kunstsammlungen Nürnberg. Bildbetrachtungen der Nichte des Künstlers, Claudia Schweizer, ergänzen den Band, der zweisprachig präsentiert wird und sich an ein internationales Publikum richtet. (Preis 39,90 €) Friedrich Neubauer (1912-2004) Architekt, Maler, Grafiker. Werkverzeichnis, hrsg. von Claudia Schweizer, Nürnberg 2017

Das jüngste Projekt, an dem ich publizistisch beteiligt war, und das zwischen den „Lockdowns“ im Nürnberger Stadtmuseum Fembohaus eröffnet wurde, war die Ausstellung „Der weite Blick“, zu denen auch die Panoramen Friedrich Neubauers gehören. – Konzept und Katalog stammen von Ludwig Sichelstiel, dem Leiter der grafischen Sammlungen, sowie einer Reihe weiterer Fachautoren.
Katalog der Ausstellung DER WEITE BLICK – Nürnberger Panoramen aus sieben Jahrhunderten, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg 17.7.-18.10.2020, Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg Bd.20, hrsg. von Thomas Eser, Nürnberg 2020. (Preis 20,00 €).

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